Dresscode in Verhandlungen: authentisch auftreten, klug dosieren, bewusst wirken

 

Kleidung in Verhandlungen ist kein Modethema, sondern Kommunikationsmittel. Sie sendet eine Botschaft, noch bevor das erste Wort fällt. Genau darum ging es in meinem Gespräch mit Doro: Was gilt heute, was passt zu Käuferinnen und Käufern, zu Verkäuferinnen und Verkäufern, wie viel Formalität ist sinnvoll, wie bleibe ich authentisch und professionell zugleich?

 

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Warum Kleidung in Verhandlungen zählt

 

Der erste Eindruck entsteht vor allem über Erscheinungsbild, Haltung und Stimme. Menschen sortieren blitzschnell ein, ob sie vertrauen möchten oder nicht. Wenn der Einstieg scheitert, wird die zweite Chance oft gar nicht mehr erreicht. Kleidung soll deshalb Vertrauen erleichtern, nicht erschweren.

Authentizität zuerst, Rahmen im Blick

 

Authentisch heißt, dass Kleidung, Körperhaltung und innere Haltung zusammenpassen. Wer sich verkleidet fühlt, verliert Präsenz und Fokus. Authentisch bedeutet aber nicht Freizeitlook. Es geht um einen für den Anlass passenden Stil, der zu dir und zum Unternehmen passt.

Teamauftritt: ein Bild, eine Ebene

 

Wenn zwei Personen einer Firma gemeinsam verhandeln, sollte die optische Ebene zusammenpassen. Der Dreiteiler neben dem Poloshirt kann den Eindruck erzeugen, es gäbe ein internes Gefälle. Lösung, ohne sich zu verbiegen: leicht angleichen, zum Beispiel Anzug ohne Weste, Krawatte weglassen, gepflegtes Business Casual wählen.

Branchenlogik clever nutzen

 

Kontext zählt. In Banken und Versicherungen ist die Formalität traditionell höher, auch wenn sich vieles gelockert hat. In Technik und Industrie funktioniert Business Casual sehr gut. Uniformnahe Umfelder kann man bewusst aufnehmen, ohne Distanz zu schaffen. Beispiel, eine Inhaberin im Maschinenbau lässt sich einen hochwertigen, praktischen Overall schneidern, trägt markante Sneaker und Schmuck, wirkt sichtbar als Chefin und bleibt beweglich.

Der passende Look für Einkäuferinnen und Einkäufer

 

Ziel ist Souveränität, Ruhe, Respekt. Business Casual funktioniert fast immer. Ein hochwertiges Poloshirt oder Hemd, darüber Sakko oder eine elegante Strickjacke, gepflegte Jeans oder Stoffhose, gute Schuhe. Wer mit Vorstand oder sehr formellem Gegenüber spricht, wählt die formellere Variante, zum Beispiel Anzug mit edlem Polo unter dem Sakko oder klassisches Hemd. Das ist kein Verbiegen, sondern Wertschätzung des Rahmens.

Der passende Look für Verkäuferinnen und Verkäufer

 

Gleiches Prinzip, keine Überinszenierung. Wer im glänzenden Vollanzug in den mittelständischen Handwerksbetrieb fährt, kann ungewollt falsche Signale senden, zum Beispiel teuer statt hochwertig. Besser dezent, materialsicher, sauber abgestimmt. Bei Vorstandsterminen darf es eleganter werden, bei Werbeagentur oder Musikbranche kann die Kante kreativer sein, bleibt aber bewusst gesetzt.

Details entscheiden

 

Socken, Gürtel, Schmuck, Brille, Uhr, Frisur, Hände, Make up. Alles kommuniziert. Bunte Akzente funktionieren, wenn sie dezent eingebettet sind, zum Beispiel ein farbiges Einstecktuch oder Socken, die eine Farbe aus Krawatte oder Shirt aufnehmen. Motivkrawatten mit Comicfiguren sind Entertainment, selten Business.

Temperatur, Stoffe, Wohlgefühl

 

Wer schwitzt, denkt schlechter. Stoffe und Schnitte sind darum Leistungstreiber. Leichte Wollmischungen, hochwertige Baumwolle, Seide oder feine Strickqualitäten fallen besser, knittern weniger und fühlen sich angenehmer an. T-Shirt unter dem Anzug kann funktionieren, wenn Stoff und Schnitt hochwertig sind. Vorher testen, ob man sich ohne Sakko noch passend gekleidet fühlt. Farben berücksichtigen, damit man Schweißränder nicht sieht. Weiße Hemden verzeihen viel, Schwarz auch. Leinen knittert, darf im Sommer bewusst so.

Ein kurzer Praxisleitfaden

 

(1) Anlass prüfen, Gegenüber einschätzen, Unternehmenswerte berücksichtigen.

(2) Authentische Basis wählen, die dir Bewegung und Präsenz ermöglicht.

(3) Eine Stufe formeller anziehen, wenn Hierarchie oder Branche konservativer ist.

(4) Im Team optisch auf eine Ebene bringen, kleine Justierungen reichen.

(5) Qualität vor Marke, gute Stoffe, guter Fall, saubere Verarbeitung.

(6) Details pflegen, Schuhe sauber, Hände gepflegt, Accessoires sparsam, stimmig.

(7) Zu Hause den Look im Sitzen und Stehen testen, inklusive Jacke aus, Jacke an.

Fazit

Kleidung entscheidet keine Verhandlung allein, sie schafft aber den Raum für Vertrauen und Wirkung. Wer authentisch bleibt, den Rahmen respektiert und Qualität in Material und Pflege zeigt, startet mit einem Plus. Für mich zählt am Ende, dass Inhalt, Haltung und Auftritt eine Linie bilden. Dann arbeitet der Eindruck für dich, nicht gegen dich.

Wenn du Fragen zu deinem konkreten Setting hast, schreib sie unten in die Kommentare. In meiner Gratis Hotline sprechen wir solche Fälle gern durch. Und ja, ich teste gerade spezielle Hemdenstoffe, die Hitze besser managen sollen. Wenn du meine Erfahrung dazu hören möchtest, gib mir Bescheid.